Rechtschreibfehler

 

'Das farat fur in grosem tempo den Berk hinunter' schreibt Max im Diktat, obwohl er zu Hause x-mal geübt hat. Max ist in der 3. Klasse; in seinen Texten wimmelt es von Fehlern.

Seine Eltern sind ratlos, weil er Wörter wie 'Berg' schon richtig geschrieben hat. Warum nicht im Diktat, wenn es darauf ankommt? Kinder mit Rechtschreibproblemen erkennt man häufig an drei Auffälligkeiten:

  • Sie machen viel mehr Fehler als für ihr Alter typisch ist.
  • Die Fehler sind unregelmäßig: ein Wort wird mal so, dann mal wieder so oder auch wieder ganz anders geschrieben.
  • Sie machen nur geringe Fortschritte, obwohl sie viel üben.

Um das Problem dieser Kinder zu verstehen, sollte man sich vor Augen halten, was es beim Schreiben zu bedenken gilt. Beispiel: 'Fahrrad':

  • Fahrrad ist ein Nomen; es wird groß geschrieben.
  • Zwei Wortbausteine werden aneinandergefügt: es wird mit 'rr' geschrieben.
  • 'Rad' lässt sich verlängern zu 'Räder'; man hört das 'd'.
  • Es hat ein nicht hörbares Dehnungs-h.

Schließlich muss man die Buchstaben heraushören und in der richtigen Reihenfolge aufschreiben. In einem Satz sind es mehrere Wörter. In einem Diktat oder Aufsatz wachsen so Berge von Problemen. Da sich Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten der richtigen Schreibweise nie ganz sicher sind, müssen sie immer wieder neu nachdenken.

Wenn Eltern ihren Kindern helfen wollen, sollte die Fülle der Übungen reduziert werden. Es ist hilfreich, die Fehlerschwerpunkte herauszufinden und sie zu sortieren. Als Grundsatz gilt: vom Leichten zum Schweren, vom Häufigen zum Seltenen. Nicht alle Fehlerquellen werden gleichzeitig geübt, sondern langsam werden einzelne Fehlerschwerpunkte abgebaut. Eine Unterteilung nach Fehlerarten hat sich als hilfreich erwiesen:

  • Phonemfehler: Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung: Kinder lassen häufig Buchstaben aus (Nse statt Nase), sie verdrehen Buchstaben oder fügen andere hinzu. Besonders wichtig, um diese Fehler zu vermeiden, ist das laute, überdeutliche Mitsprechen beim Schreiben und die Zerlegung des Wortes in Silben.
  • Regelfehler: Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen: Fehler in der Groß/ Kleinschreibung, Fehler beim Auslaut (Walt statt Wald) oder Fehler bei klanggleichen Lauten (Bletter statt Blätter). Wertvolle Strategien sind die Ableitungsregeln.
  • Speicherfehler oder Merkfehler: Verstöße gegen die regelhaften Abweichungen: Wörter wie Saal mit dem Doppelvokal oder Fremdwörter. Diese lassen sich in einem Speichertraining mit einer Fünf-Fächer-Box trainieren (im Buchhandel erhältlich).

Die individuellen Fehlerschwerpunkte sollten so lange geübt werden, bis eine grundlegende Sicherheit vorliegt. Das ausgewählte Übungsmaterial sollte die Rechtschreibung nicht allgemein, sondern nach Fehlerschwerpunkten trainieren. Wenn ein Kind lediglich geringe Fortschritte macht, ist der Schwierigkeitsgrad oft zu hoch. Bei Kindern, die auch nach nachhaltigem Üben noch viele Fehler machen, kann eine Lese/Rechtschreibschwäche vorliegen. Dann sollte rechtzeitig eine fachkundige Beratungsstelle aufgesucht werden.