Lerntypen

 
Die Idee der verschiedenen Lerntypen basiert auf der Vorstellung, dass die Lerneffektivität gesteigert werden kann, indem der individuell jeweils richtige 'Wahrnehmungskanal' gewählt wird.

F. Vester unterschied zwischen dem auditiven (durch Hören und Sprechen), dem optisch/visuellen (durch Sehen und Beobachten), dem haptischen (durch Anfassen und Fühlen) und dem kognitiven Lerntyp (durch Denken und Abstrahieren). Die Idee der Lerntypen genießt eine beachtliche Popularität.

Nicht ganz so bekannt sind die kritischen Auseinandersetzungen mit dieser Idee. Diese beziehen sich auf die logischen Schwächen in der Abgrenzung der verschiedenen Lerntypen und auf die mangelnde empirische Prüfung dieser Idee. Zudem müssen Sinneseindrücke beim Lernen in ihrer Bedeutung verarbeitet werden: Behalten und Verstehen sind nicht gleich zu setzen. Zum Lernen gehört mehr als das Merken von Inhalten wie das In-Beziehung-Setzen von Erkenntnissen, das Strukturieren oder die kritische Stellungnahme. Hier kommen Prozesse des Überwachens, Testens, Hinterfragens, Revidierens und Bewertens ins Spiel.

Manche Kinder haben jedoch einen Lernweg, auf dem sie sich besonders gut Inhalte merken können. Anhand einer kleinen Übung können Kinder sich mit ihrem individuell bevorzugten Lernweg im Sinne einer Gedächtnisstrategie auseinandersetzen und ihr Lernen darauf abstimmen (vgl. KELLER: Lern-Methodik-Training): 

  • Lernweg Hören: Lesen Sie dem Kind innerhalb von 30 Sekunden langsam zehn Wörter vor (Handtuch - Klavier - Fingerhut - Ofen - Fenster - Decke - Griff - Mantel - Rasen - Kamin). Machen Sie 10 Sekunden Pause. Nun hat das Kind eine Minute Zeit alle Wörter, an die es sich erinnert, aufzuschreiben. 
  • Lernweg Lesen: Zeigen Sie dem Kind nacheinander innerhalb von 30 Sekunden zehn auf Papiere geschriebene Wörter (Pfennig - Waschlappen - Schlüssel - Heft - Apfel - Messer - Geige - Bleistift - Mütze - Knopf). Machen Sie 10 Sekunden Pause. Nun hat das Kind eine Minute Zeit alle Wörter, an die es sich erinnert, aufzuschreiben. 
  • Lernweg Sehen: Zeigen Sie dem Kind nacheinander innerhalb von 30 Sekunden zehn verschiedene Gegenstände (Gabel - Kerze - Tube - Löffel - Ball - Schnur - Taschentuch - Puppe - Lineal - Schere). Machen Sie 10 Sekunden Pause. Nun hat das Kind eine Minute Zeit alle Wörter, an die es sich erinnert, aufzuschreiben. 
  • Lernweg Schreiben: Diktieren Sie dem Kind nacheinander innerhalb von 30 Sekunden zehn Wörter, die es untereinander schreiben soll (Roller - Fahne - Ei - Brot - Haus - Stuhl - Uhr - Lampe - Papier - Schaufel). Jetzt wird das Blatt umgedreht. Machen Sie 10 Sekunden Pause. Nun hat das Kind eine Minute Zeit alle Wörter, an die es sich erinnert, aufzuschreiben.

Bei der Auswertung wird für ein richtig erinnertes Wort bzw. einen Gegenstand ein Punkt vergeben. Ergeben sich in einem Bereich deutlich mehr Punkte als in anderen, verweist dies auf einen Lernweg, der einem Kind besonders liegt. Andernfalls liegt ein Mischtyp vor. Nun kann darüber nachgedacht werden, ob die jeweiligen Lernwege beim Lernen entsprechend genutzt werden. Liegt einem Kind der Lernweg Schreiben besonders, können Vokabeln mehrfach geschrieben werden, um sie sich einzuprägen. Wird dagegen der Lernweg Sehen bevorzugt, könnten zu den Vokabeln nach Möglichkeit kleine Bilder oder Symbole gemalt werden.