Lernen in den Ferien?

 
Sechs Wochen Ferien sind eine lange Zeit - daher überlegen viele Eltern, ob und wie viel ihr Kind in den Ferien lernen sollte. Oft macht sich Verunsicherung breit: einerseits sollen Kinder den Anschluss an den Schulstoff wieder gewinnen oder nicht verlieren, andererseits ist die Bedeutung einer umfassenden Erholungsphase unbestritten.

Wie beim Sport brauchen wir auch beim Lernen eine Aufwärmphase, in der wir uns einstimmen, und eine Abkühlphase, in der wir abschalten. Dies ist ein ganz normaler Prozess, der bei Lernaktivitäten beobachtet werden kann. Die Schulen sind in der Regel darauf eingestellt und gestalten den Unterricht entsprechend vor den Ferien oder zum Schulanfang.

Sollten Eltern beobachten, dass ihr Kind Unterrichtsstoff während der Ferien wieder vergisst, sollte als Erstes überprüft werden, wie das Lernverhalten während der Unterrichtszeit ist. Denn grundsätzlich gilt, dass nachhaltig gelernte Fertigkeiten von Kindern in den Ferien nicht so schnell vergessen werden. Kann ein Kind einmal lesen oder Plus- und Minusaufgaben bis 1000 lösen, verlernt es dies in der Regel nicht.

Anders kann dies jedoch bei mechanisch erworbenem Wissen sein, also wenn Inhalte auswendig gelernt werden, ohne sie in ihrer Bedeutung zu erfassen. Dies passiert beispielsweise oft, wenn kurzfristig für die nächste Klassenarbeit 'gepaukt' wird (Vokabeln!!!). Um Inhalte nicht wieder zu vergessen, ist das selbstständige Durchdringen und Verstehen des Stoffes wichtig. Dabei wird der neue Lerninhalt mit bereits bestehenden Wissensstrukturen vernetzt und verankert und kann in der Folge besser auf andere Fälle übertragen werden.

Wenn während der Ferien gelernt wird, sollten Eltern sich bei der Gestaltung des Lernens Gedanken machen: 

  • Erschöpfung: Hat ein/e Schüler/in während des Schuljahres hart gearbeitet und sich sehr angestrengt, um noch die Versetzung zu schaffen, dann ist eine anschließende Erholungsphase wichtig. Denn gerade Stress trägt wesentlich zum Vergessen bei. Es gibt jedoch auch Kinder, die sich während der Ferien langweilen und Anregung zum Denken brauchen. Für diese Kinder können Freizeitangebote des Jugendamtes, von karitativen Einrichtungen sowie auch Lerncamps oder Sprachferien geeignet sein. Dabei muss es nicht um schulischen Lernstoff gehen. 
  • Struktur: Wird eine Lernphase vereinbart, sollten klare Absprachen getroffen werden. Die einfache Aufforderung 'tu mal etwas' reicht nicht aus. Daher sollten konkrete Aufgaben und Zeiten vereinbart werden. Varianten sind z.B. eine Lernwoche, in der vormittags gearbeitet wird und nachmittags frei ist, oder während der letzten drei Wochen täglich eine Stunde arbeiten. Lernen ist dann besonders effektiv, wenn in kurzen und verteilten Lerneinheiten gearbeitet wird. 
  • Dringlichkeit: Stehen Nachprüfungen an, kommt man um das Lernen in den Ferien zumeist nicht herum. Eine systematische Erfassung der Wissenslücken und ein darauf abgestimmter Arbeitsplan können helfen, ein Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung zu finden.

Grundsatz: in den Sommerferien sollten 2 - 3 Wochen ausschließlich der körperlichen und geistigen Erholung dienen.