Gemeinsam Lernen ohne Frust

 

Fast alle Eltern lernen gemeinsam mit ihren Kindern. Und fast alle Eltern kennen den Frust, wenn es bei dem einen oder anderen Lerninhalt hakt und es bei den Hausaufgaben zur Katastrophe kommt. Tränen und Enttäuschung sind häufig die Folge. Diese Situation folgt oft einem Muster, das sich durch ein paar kleine Änderungen vermeiden lässt.

Das Muster könnte ungefähr so aussehen: Tina und ihre Mutter lernen gemeinsam für ein Diktat. Tina gibt sich viel Mühe, das Diktat ist schwer. Da viele neue Lernwörter darin vorkommen, macht sie immer wieder Fehler; auch Wörter, die sie eigentlich kann, werden falsch geschrieben. Die Mutter sieht schon schwarz für das Diktat, die Zeit wird immer knapper. Ungeduld und Enttäuschung kommen auf. Tina wird zunehmend trotzig und missmutig. Frustriert bricht sie ab und gibt innerlich auf. Die Mutter tröstet ihre Tochter und nimmt sie in den Arm.

Bei diesem Muster sind zwei Verhaltensweisen bedeutsam:

  • Erstens: auf Tinas Fehler folgen unangenehme Konsequenzen. Der Ärger wirkt wie eine Bestrafung, obwohl sie sich durchaus bemüht hat. Die zunehmende Ungeduld bewirkt eine Beschleunigung des Arbeitstempos an schwierigen Stellen, an denen eigentlich mehr Zeit gebraucht wird. Dadurch werden diese schwierigen Lerninhalte von Tina nicht wirklich gelernt. Gelernt wird vielmehr, dass Lernen keinen Spass macht.
  • Zweitens: auf Tinas Resignation folgt eine angenehme Konsequenz. Der Ärger der Mutter hört auf. Darüber hinaus muss Tina nun nicht mehr mit dem unangenehmen Diktateschreiben weiter machen.

All dies geschieht recht schnell und relativ unbewusst. Ein ungünstiges Zusammenspiel von Belohnung und Bestrafung in der gemeinsamen Lernsituation kann verschiedene Ausprägungen annehmen und festigt sich schnell zu einem Muster. Konkrete Tipps, wie Sie die gemeinsame Lernsituation verändern können, sind:

  • Arbeitstempo: Sie reduzieren an schwierigen Stellen die Lerngeschwindigkeit. Gerade dann, wenn es schwieirger wird, wird mehr Zeit zur Auseinandersetzung mit den Lerninhalten gebraucht.
  • Komplexität: Sie reduzieren den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe. Werden die "leichteren" Aufgaben bewältigt, entsteht ein Erfolgserlebnis, das zur Weiterarbeit motiviert.
  • Signale: Sie beobachten genau, welche Konsequenzen ein Verhalten hat. Wird ein eigentlich unerwünschtes Verhalten belohnt? Oder wird ein positives Verhalten bestraft? (siehe Beispiel)

Besonders bei massiven Lernschwierigkeiten, bei denen trotz allen Übens am Ende ein 'mangelhaft' unter der Arbeit steht, ist es wichtig, nicht nur auf das Ergebnis zu reagieren, sondern auch die Anstrengungsbereitschaft des Kindes zu honorieren. So werden vor allem übergeordnete Lernstrategien als Grundlage für Lernprozesse aufgebaut und gefestigt.