Behalten und Erinnern: Das Gedächtnis

 
Gedächtniskünstler, die sich beeindruckend viele Zahlen oder Reihenfolgen von Karten oder Namen merken können - wer hat noch nicht von ihnen gehört? Zwar brauchen wir uns im Alltag nicht so viele Dinge zu merken; beim Lernen geht es jedoch nicht nur darum, neue Sachverhalte zu verstehen, sondern auch, diese zu behalten und zum geeigneten Zeitpunkt abzurufen. Gedächtnisleistungen sind ein zentraler Aspekt im Lernverhalten von Kindern.

Im Alltag fallen Kinder mit Gedächtnisproblemen häufig durch Symptome auf, die leicht mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten verwechselt werden können: sie führen Arbeitsanweisungen nicht oder unvollständig aus, Handlungen werden unterbrochen, sodass ein Kind unorganisiert wirkt, oder die Kinder sind frustriert, weil sie verlegte Gegenstände nicht wiederfinden können. Auch schulische Inhalte verlieren sich immer wieder oder werden nur bruchstückhaft erinnert.

Aber ob auffällig oder nicht: gute Gedächtnisstrategien sind für alle Kinder in der Schule hilfreich und lassen sich lernen. Bekannt ist, dass wir uns an emotional bedeutsame Ereignisse besser erinnern als an neutrale. Um Informationen über das Kurzzeitgedächtnis hinaus zu behalten, müssen die Informationen aktiv organisiert werden. Bewährte Tricks, mit denen die Gedächtnisstrategien von Kindern gefördert werden sind:

  • Reihenbildung: wenn Kinder sich Dinge in einer bestimmten Reihenfolge merken sollen, ist es hilfreich, diese mit einer Geschichte oder mit Stationen auf einem ausgedachten Weg zu verknüpfen.
  • Bildhafte Vorstellung: Kinder versuchen, sich die Sachen, die sie sich merken wollen, in der Fantasie bildlich vorzustellen.
  • Sinnhaftes Erfassen: Kinder überlegen, wie sich die Merkinhalte anfühlen, schmecken, riechen. Je plastischer die Vorstellung, umso höher ist der Merkeffekt.
  • Kategorisieren: Merkinhalte werden zu Oberbegriffen zusammengefasst. Diese dienen als Stütze, um die enthaltennen Informationen zu speichern und abzurufen.
  • Wiederholen und Kodieren: Vokabeln oder Wörterlisten werden besser behalten, wenn dazu ein Symbol gemalt und das Wort mehrmals laut wiederholt wird. In diesem Sinne lassen sich die bekannten 5-Fächer-Boxen einsetzen.

Je älter Kinder sind, umso ausgereifter werden Gedächtnisstrategien und können systematischer eingesetzt werden. So verwenden 6jährige Kinder Gedächtnisstrategien selten spontan, sind aber in der Lage diese anzuwenden, wenn sie dazu angeleitet wurden. Zwischen 6 und 9 Jahren werden die Gedächnisstrategien auch ohne Anleitung eingesetzt, bis ältere Kinder sie weiter ausbauen und flexibel einsetzen. So kann das kontinuierliche Üben der Strategien allmählich gefestigt werden.