Lesefluss und Sinnverständnis

 

Nachdem Kinder im Erstleseunterricht die Buchstaben kennen gelernt haben und in der Lage sind, diese durch die Lesesynthese aneinander zu fügen, entsteht bei vielen ein richtiges 'Lesefieber': unermüdlich versuchen sie ihnen unbekannte Wörter zu entschlüsseln, sei es auf Verkehrsschildern, Lebensmittelpackungen oder in Lieblingsbüchern.

Nach diesen ersten wichtigen Schritten in der Leseentwicklung besteht ein wichtiger Teil der Leseförderung darin, den Lesefluss und das Sinnverständnis zu fördern. Kinder, die sehr stockend lesen, lesen häufig ungerne und haben Schwierigkeiten, gleichzeitig den Sinn des Textes zu erfassen. Dies wird vor allem dann ein Problem, wenn Texte im Laufe der Schuljahre umfangreicher und inhaltlich komplexer werden.

Um den Lesefluss zu fördern, haben sich folgende Übungen bewährt:

  • Blitzlesen: kurze Wörter werden auf einzelne Karten geschrieben und dem Kind nur einen Moment lang gezeigt. Kinder erlesen so Wörter nicht mehr buchstabenweise, sondern erfassen gleichzeitig größere Worteinheiten; die Wortlänge kann nach und nach gesteigert werden.
  • Unterteilung eines Wortes: längere Wörter lassen sich flüssiger lesen, wenn sie "zerlegt" werden (Telefon-buch-seite). Dazu kann ein Wort mit Hilfe von Silbenbögen in Silben aufgeteilt werden (Te-le-fon-buch-sei-te) oder nach Wortbausteinen (Tele-fon-buch-seite) unterteilt werden.
  • Wiederholtes Lesen: die Geläufigkeit des Lesens kann geübt werden, indem ein Kind einen Text mehrmals liest, bis es einen gewissen Lesefluss erreicht.

Das sinnentnehmende Lesen kann durch folgende Übungen gefördert werden:

  • Zusammenfassen: gute Zusammenfassungen sind kürzer als der gesamte Text; sie enthalten nur das Wichtigste und sind mit eigenen Worten formuliert.
  • Fragen: Kinder formulieren Verständnis orientierte Fragen zum Text, "so wie sie auch eine Lehrerin stellen würde".
  • Klären: Kinder versuchen sich gegenseitig die Bedeutung von Wörtern oder Sätzen in eigenen Wörtern zu erklären (von Kindersendungen im Fernsehen her bekannt).
  • Vorhersagen: Kinder werden aufgefordert ihre Vermutungen zu äußern, worum es im folgenden Textabschnitt gehen kann oder wie sich die Geschichte weiterentwickeln könnte.

Um die Lesemotivation zu erhöhen, sollte bei der Textauswahl über einen interessanten Inhalt hinaus auf den Schwierigkeitsgrad geachtet werden: nur wenn eine Erfolgschance da ist, können Bemühungen belohnt werden. Kinder, die zentrale Schritte in der Leseentwicklung wie die Laut-Buchstaben-Zuordnung, Lesesynthese, Lesefluss oder Sinnverständnis auch nach nachhaltigem Üben nicht altersgemäß entwickeln, sollten frühzeitig gezielt gefördert werden.